Kaiserliche Erhebung in den Reichsfreiherrenstand

Wappen im Erhebungsdiplom

Am 24. November 1714 wurde Carl Siegmund v. Aufseß, Domdechant des Fürstbistums Bamberg, mit der Gesamtfamilie Aufseß von Karl VI., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Vater von Maria Theresia, in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben.

Das Erhebungsdiplom (vgl.  Bild) ist ein in roten Samt gebundenes Libell. Es umfasst eine auf Per­gament ge­malte Tafel mit dem reichsfreiherrlichen Aufseß-Wappen mit nach­fol­gen­der Er­hebungsurkunde. Daran hängt an goldenen Kordeln ein großes rotes kaiserliches Wachs­sie­gel, das in eine Holz­kapsel gepresst ist. Es wird in einer speziell für diesen Zweck gefertigten Zink-Kassette aufbewahrt. Auf den mit einem Messingrand abgesetzten Deckel der Kassette sind in den Ecken vier stilisierte fünfblättrige Rosen und Eckmuscheln geprägt.

Text Reichsfreiherrendiplom

Beschreibung und Versuch einer Deutung

Oben, unter dem großen kaiserlichen Wappen in der Mitte, reihen sich die Wappen der damals neun Kurfürsten auf. Von rechts (heraldisch links) sind dies: Hannover (Braunschweig-Lüneburg), Brandenburg, Pfalz (mit Wappen des Archidapifer), Köln, Trier, Mainz (mit Wappen von Lothar Schönborn), Böhmen (der vornehmste König), Sachsen (mit Wappen des Erzmarschalls) und Bayern (vertreten durch Plattenkrone).

Das Wappen des Archithesaurarius (goldene Plattenkrone), das im Westfälischen Frieden als achte Kur neu geschaffenen Amt des Erzschatzmeisters, welches die Pfalz für ihr 1623 an Bayern verlorenes Amt des Archidapifer (Erz-Truchseß) erhielt, repräsentiert hier wohl Bayern. Als Bayern im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges 1706 seine Kur wieder aberkannt worden war, erhielt Pfalz wieder das Erztruchseßamt (goldener Reichsapfel). Bayern forderte, nach 1714, als Bayern nach Ende der kaiserlichen Administration in Bayern die Kur zurückerhielt, aber nicht das Erzamt, die Rückgabe des Erztruchseßamtes. Der Streit endete erst, als 1777 in Folge des Erlöschens des männlichen Stammes der Bayerischen Linie (Maximilian III. Joseph) Bayern an die Pfalz (Karl IV. Philipp Theodor) fiel.
Ich nehme an, dass Bayern hier das Wappen der ehem. Kurwürde der Pfalz nach 1648 (Plattenkrone in rot), des Archithesaurarius trug, wenn die Wappen der Kurfürsten gezeigt werden sollten, weil es vormals der Pfalz zu Eigen war. Allerdings war das Amt des Erzschatzmeisters bereits 1706 den Kurfürsten von Hannover verliehen worden (deshalb taucht das Wappenzeichen des Erzschatzmeisters auch im englischen Königswappen der Hannoveraner auf). Ist deswegen der Schildfuß des Hannoverschen Wappen leer gelassen?
1714 erfolgte die Erhebung der Familie Aufseß in den Reichsfreiherrenstand und die Ausstellung des Patents. War eventuell zu dieser Zeit noch nicht klar, ob Hannover den Schatzmeister endgültig behalten würde?

Bilder der Erhebungsurkunde